Einhandtörn mit SY OKKE
Einhandtörn mit SY OKKE des BYC Ende August, Anfang September 2020
In diesem Jahr fällt die von mir geplante Teilnahme am Einhandrennen VEGVISIR rund Lolland und Mön Anfang September aufgrund der steigenden CORONA Krankheitsfälle aus.
Kurzentschlossen beschließe ich die OKKE, die in Schleswig an der Schlei liegt, stattdessen einhand, nicht über den NOK, sondern über den Limfjord und die Nordsee nachhause zu segeln.
Kurzfristig bekomme ich trotz etlicher Telefonanrufe keinen Mitsegler!
In Schleswig lasse ich am 21. August eine notwendige Motorwartung durch eine Fachfirma vornehmen. Der junge Meister arbeitet sehr sorgfältig, macht mich auf notwendige Überholungsarbeiten für den kommenden Winter aufmerksam! (Abgaskrümmer, Öldruckleitung u.a.)
Am gleichen Tag lege ich ab, ankere abends auf der Schlei in der Bucht von Königsburg.Die weitere Reise führt mich über die Schlei und Sonderburg zum Als Sund, wo ich die Nacht vor Anker, wie schon häufig, sicher bei zunehmender Brise verbringe. Der Sonntag, 23. August hat es seglerisch und wettermäßig in sich. Mit maximal 7 Bft. habe ich in Böen zu kämpfen, so wird es eine schnelle Reise Richtung Kleiner Belt.
Am Sonntagnachmittag ankere ich bereits im Gamborg Fjord, um am Montag in der Früh in Middelfart zu bunkern. Von dort segle ich nach nur zwanzig Minuten bei schönstem Wetter weiter durch den kleinen Belt nach Bogense.
Dort muss die Lichtmaschine ausgewechselt werden, sie hat am Tag zuvor ihren Geist aufgegeben. Nach der Reparatur am Dienstagmorgen laufen wir aus in Richtung Endelave, machen dort kurz vor 18 Uhr fest. Diese kleine Insel, auf der der dänische Reeder MAERSK eine kleine, aber feine Marina gebaut hat, lädt zum Anlaufen ein.Am Mittwoch will ich eigentlich in einem Rutsch nach Anholt, aber das Wetter spielt nicht in meinem Sinne mit, sodass ich abends bei Regen in Grena festmache. Die Nacht verbringe ich längsseits am Steg, wo normalerweise große Yachten liegen. Aber am Abend, als ich einlaufe, regnet es, ist stockdunkel und es weht, da wage ich nicht, mich in eine Box zwischen Pfähle zu „quälen“.
Bei Regen geht es am nächsten Morgen weiter nach Anholt, wo ich am frühen Nachmittag bei Sonnenschein festmache. Der Hafen ist „leer“, an meinem Steg liegen 5 Yachten, dabei ein „Havarist“.
Da ich zu Beginn der Reise mit leichtem Fieber zu kämpfen hatte, bleibe ich zwei Nächte auf der schönen Insel um mich zu erholen, fahre mit dem kleinen Klapprad über das Eiland. Aber auch hier Auswirkungen von Corona. Im Ort bekomme ich zwar ein Schokoladengetränk, jedoch keinen Keks, geschweige denn ein Stück Kuchen. Der Supermarkt geschlossen.Zum Glück hat der kleine Kaufmann am Hafen für ein paar Stunden geöffnet.
Am Sonntag den 30. August lege ich vom Steg unter Segel ab, setze den Kurs nach Falkenberg in Schweden ab, um mir dort am selben Abend (der große Supermarkt hat Sonntags geöffnet) 13 Gläser roh gerührte Preiselbeeren zu kaufen, eine schwedische Spezialität, die es weder in Dänemark noch in Deutschland zu kaufen gibt. Nur deshalb segle ich hierher.
Am nächsten Tag überquert OKKE bei meist nördlichen frischen Winden in flotter Fahrt das Kattegat. Am Dienstagmorgen bin ich nach 73 zurückgelegten Seemeilen kurz nach 2 Uhr in Hals fest.
Aber es ist ja fast eine „Bauernnacht“ wie Seeleute für eine durchzuschlafende Nacht sagen. Um 9 Uhr geht es weiter westwärts durch den Limfjord.
In Aalborg mache ich kurz fest, um neue Limfjord Seekarten zu kaufen, abends gehe ich westlich der Untiefe „Storchenhals“ zu Anker. Am Donnerstagmorgen, kurz nach „Ankerauf“ habe ich Grundberührung im weichen Modder bei Middelgrund, benötige fast eine Viertelstunde, bis ich endlich wieder frei bin.
Es weht beständig aus Südost bis südlicher Richtung, mitunter muss ich das 2. Reff einbinden. Zur Mittagspause gehe ich in Lee der Insel Livö zu Anker. Ich habe hier schon mehrmals geankert.
Abends laufe ich Glingöre an, einen kleinen modernen Hafen. Der Bezahlautomat – für mich eine Katastrophe! Ein großer Bildschirm mit Softasten zur Bedienung. Auch von dort muss der Strom bezahlt und freigeschaltet werden. Nur mit Kreditkarte, keine EC-Karte! Aber auch das wird mit lokaler Hilfe geschafft.
Am nächsten Tag weht es beständig aus Westen mit 6 Bft. Das Großsegel bleibt eingepackt, Fall natürlich angeschlagen. Nur mit der zum Teil gerefften Fock geht es gegenan! Auch heute mache ich eine Ankerpause, um mir in Ruhe das Mittagessen zubereiten zu können. Nach der Pause geht es mit der neuen Sturmfock gegenan! Klappt prima. Abends kann ich wieder die zweifach gereffte Fock setzen. Nach 22 Uhr kann ich endlich im Sportboothafen in Tyboron festmachen. Noch eine deutsche Yacht liegt bemannt hier. Sonnabend nutze ich zur „Erholung“, erledige Einkäufe, mittags wird coronamäßig im Hafenrestaurant Freien gegessen. Zwei Bauernnächte.
Es fällt auf, kein Mensch trägt hier im Norden eine Maske. Lediglich in Hals habe ich einen deutschen Touristen mit einer Maske gesehen.
Die Absprache mit der anderen deutschen Yacht betr. des gemeinsamen Auslaufens für den nächsten Tag klappt nicht. Bei der Yacht rührt sich morgens nichts.
Am Sonntag den 7. Sept. legt OKKE bei West zu Nord 6 Bft. gegen 7 Uhr ab. Eine Meile motoren wir gegenan, dann geht es auf südliche Kurse. Den ganzen Tag segle ich nur mit dem, bzw. den Vorsegeln. Fock und Sturmfock – Kutterbesegelung ohne Großsegel.
Gegen Mitternacht haben wir in den 17 Stunden auf See 89 Seemeilen zurückgelegt. Ein Schnitt von 5,2 Knoten, damit kann ich leben.
Morgens nach zwei Uhr queren wir die dänisch/deutsche Grenze.
Mühselig ernährt sich das Eichhörnchen. Durch das Segeln ohne Großsegel ist das Ganze jedoch wesentlich entspannter, weniger Lage, weniger hartes Einsetzen in die See, sicher auch langsamer.
Am nächsten Morgen, Montag, wird in der Früh das Großsegel gesetzt, der Wind wird schwächer, es weht nur noch mit 5 bis 4 Windstärken, wird im Lauf des Tages weniger.
Beim Reffen der Fock ist die unter Deck in einem Rohr verlaufende Einholleine abgerissen, die Leine hole ich ins Cockpit. Nach geraumer Zeit gelingt es mit jedoch eine steifere Leine von hinten nach vorne durchzuschieben, die Leine neu zu scheren. Es gelingt mir auch, die Fock von Hand in Lee des Großsegels aufzuwickeln, um die nötigen Törns der Einholleine auf die Trommel zu wickeln.
Der letzte große Windpark nördlich Helgoland wird passiert, um 14.30 Uhr mache ich im NE-Hafen fest.
Schnell zu Rickmers, einen neuen Bootshaken kaufen, den meinigen hat die See verschlungen. Für den nächsten Tag ist „Schlechtwetter“ vorhergesagt, trotzdem passiere ich nach einer guten Nachtruhe mit zweifach gerefftem Großsegel und der zweifach gerefften Fock um 06.35 die Molenköpfe.
Ich habe den Auslaufzeitpunkt so gewählt, dass ich bei den Türmen noch etwas Strom gegenan habe, aber dann, wenn der Wind durchstehen sollte, ich bis Bremen in einem Rutsch segeln könnte.
So kommt es auch hin, der Wind steht durch!
Um 10 Uhr wird „Roter Sand“ passiert, gegen 14 Uhr Bremerhaven, um 18.10 Uhr mache ich in Hasenbüren fest, unser Vorsitzender Volker Bosse empfängt die OKKE und mich persönlich.
Es sind 588 Seemeilen zurückgelegt worden, 42 davon unter Maschine. Ich bin zufrieden.